Dienstag, 27. August 2013

Bayern - Nürnberg: Bayern mit fluiden Dreierketten im 3-4-3

Am Samstag feierte Mario Götze sein Debut für den FC Bayern München. Ein großer Schritt.
Einen weiteren großen Schritt machte Guardiola in seiner Entwicklung des Systems.



Bayerns fluide Spielweise gegen Nürnberg

Nominell war es wohl eine recht klassische Besetzung des bisher benutzten 4-3-3.
Auf dem Platz zeigte sich aber eine komplett andere Mannschaft, die extrem fluid und offensiv agierte.
Grundsätzlich bildeten Alaba, Dante und Boateng eine Dreierkette. So gab es diese im Aufbauspiele ab dem zweiten Drittel häufig zu sehen. Lahm aber war nicht etwa extrem hoch am Flügel zu finden, sondern spielte praktisch die halbrechte Achterposition, wie in einigen Spielen zuvor. Manchmal wich er defensiv auf den Flügel aus, aber ansonsten war er nicht als Außenverteidiger zu bezeichnen. Wie zuvor schon häufig kippte Bastian Schweinsteiger ab. Er spielte also als 'Libero' zwichen den Innenverteidiger (was man so aber nicht sagen sollte). Diese Bewegung Schweinsteigers triggerte die Alabas. Kippte Schweinsteiger also ab, bewegte Alaba sich vor, meist ebenfalls wie Lahm in den Halbraum. Von dort startete er, falls der Ball auf der linken Seite war, aber auch wieder Läufe auf die Außen, z.B. um Ribery zu befreien. Alabas inverse Läufe, also diese in die Mitte, funktionierten häufig aber nicht. Er stellte sich nicht immer gut an und verengte die Situationen. Im Laufe der ersten Halbzeit wählte er dann auch häufiger direkt den Weg an die Außenlinie. Sein halbrechtes Pendant Boateng ging meist nur mit Ball nach Außen bzw. die Linie entlang, und das auch nicht so weit.
So gab es also nach Sizuation endweder die Dreierkette Alaba/Dante/Boateng Dante/Schweinsteiger/Boateng und wenn selten Thiago hinter Alaba herauskippte auch Thiago/Dante/Boateng
Da die nominellen Außenverteidiger eingerückt agierten, mussten die Außen Ribery und Robben die Breite geben. Vorallem Robben klebte also praktisch an der Außenlinie, um möglichst die Abwehrkette auseinander zu ziehen. Götze agierte prinzipiell als Zehner, konzentrierte sich aber hauptsächlich auf die halbrechten Räume, während Thiago (etwas tiefer) die halblinken berarbeitete.

Peps Plan funktioniert noch nicht ganz
Trotz absoluter Dominant, über 80% Ballbesitz und über 90% Passgenauigkeit konnte der 1.FCN in der ersten Halbzeit gut dagegen halten. Sie standen extrem tief und verteidigten ihr Tor.
Hier war vorallem die fehlende Breite im Bayerner Spiel problematisch. So können einfach besetzte Flügel zwar für eine Überzahl in der Mitte sorgen, reagiert der Gegner aber gut darauf wird das Zentrum überfüllt. Wegen nicht vorhandener Außenverteidiger zogen sich die äußeren Mittelfeldspieler Nürnbergs sehr eng zusammen, konnten aber trotzdem immernoch Robben und Ribery doppeln, die ja meist keine Unterstützung durch Außenverteidiger erhielten und somit in deutlicher Unterzahl waren. Durch die extrem enge Kette konnte Bayern fast nie Lochpässe in den sowieso extrem engen Zwichenlinienraum spielen, der oft auch unterbesetzt war, weil die Spieler zu sehr zu zurückfallenden Bewegungen tendierten. Dazu stand die Abwehr zu nah am Strafraum als dass man Over-the-top-Bälle hätte spielen können. Insgesamt fand man also keine Lösungen das Bollwerk zu knacken.
Positiv war aber das extrem gute Gegenpressing, also das direkte Zurückgewinnen nach Ballverlust, schon in extrem hohen Positionen. Dazu trug eben die extrem enge Stellung bei, die den eigenen Ballbesitz noch etwas behinderte. Dadurch war man immer mit extrem vielen Spielern in Ballnähe oder indirekter Ballnähe und konnte schnell Bälle zurückgewinnen. Das war sicher von Guardiola bewusst eingegangen, nach dem Spiel betohnte er extra, wieviel weniger Konterangriffe der Gegner heute fuhr.

Erneut fallen die Tore über Plan b
 Da, wie oben beschrieben, Bayern nicht so recht zu Torchancen kam, stellte Guardiola in der Pause um. Von nun an spielte man wieder das recht klassische 4-3-3 mit Flügelfokus. Es ist so etwas wie die Schönfussball-Brechstange.
Alaba und Lahm agierten also wieder als echte Außenverteidiger, die zusammen mit dem ballnahem Achter die Flügelstürmer vor sich unterstützten. In diesem viel breiteren Konstrukt ließ man den Ball so lange zirkulieren, bis man auf Außen eine Überzahl erzeugen konnte und z.B. Robben oder Ribery ins Dribbling gehen konnten oder auch flankten. Mit den Flanken suchten sie den am Samstag wieder unfassbar präsenten Mandzuckic der viele Kopfbälle verwertete, bzw. nachdem der Ball im Sechszehner war, Chancen entstanden.

Gegen immer müder werdende Nürnberger konnte Bayern so also über ihre individuelle Klasse doch noch zweimal treffen und den Sieg klar machen. In der ersten Hälfte schraubte Guardiola aber weiter an seinem taktischen Konstrukt, das ich es schon vor der Saison als 3-4-3 vorraussagte, als Weiterführung des Experiment ohne Außenverteidiger der ersten Pokalrunde.

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