Mittwoch, 1. Mai 2013

Taktischer Exkurs: Warum Real Madrid und Barcelona gar nicht so unterschiedlich sind

Es sind beides spanische Topclubs. Es sind absolute Rivalen. Beide haben horrende Schulden: Real rund 320Mio, Barca 200Mio (laut ftbpro.com). Beide gelten als absolute Edelmodelle Europas. Beide spielen wunderschönen - und doch verschiedenen - Fussball.
Beide fliegen recht kläglich im Championsleague-Halbfinale gegen deutsche Teams raus.

Aber über soetwas schreibe ich für gewöhnlich dann doch nicht. Und die Überschrift hieße nicht "Taktischer Exkurs: (..)", wenn jetzt nicht etwas ganz schlaues käme.
Beide Teams, Real und Barca, spielen mit ähnlichen Stürmersystemen; sie lassen das Sturmzentrum verwaisen.






Ph, ja klar. Kennt jeder! Typische aus der False Nine generierte Formation Barcas. Was will ich euch erzählen?

Hier nochmal die selbe Stellung. Plus Pfeile und die Trikotfarbe habe ich geändert. Warum? Um, klar zu machen, wovon ich spreche. Real Madrid.

Real generiert eigentlich genau die gleichen Stellung wie Barca mit der False Nine, trotzdem würde niemand aus der 'gewöhnlichen' Medienlandschaft Benzema, der oben das Zentrum verwaisen lässt, als falsch bezeichnen.

Ablauf des Verwaisens und Nutzen des Raumes

1. Stürmer verlässt das Zentrum
Natürlich; der Stürmer, der nominell oder auch zu Beginn des Angriffs noch das Strumzentrum besetzte, weicht aus. Messi weicht in totaler False Nine Manier vertikal nach hinten (oft in den halbrechten Raum), Benzema eben auf die Flügel, primär auf den linken

2. Kombinationen und Vortlauf des Angriffs
In diesem neuen Raum übernehmen sie dann Aufgaben; Messi übernimmt spielgestalterische Aufgaben und bringt seine Dribblingstärke auch in der Tiefe ein. Benzema steht mehr oder weniger eben auf dem linken Flügel rum. Damit hält er das Spiel aber breit und löst so Ronaldo ab, der dann leicht eingerückt (im linken Halbraum!) seine Technichen Fähigkeiten ins Spiel einbauen kann.

3. Nutzen des Raumes
Der Entscheidende Moment des Angriffs folgt nun. Der Angriff soll zu Ende gebracht werden, ein Abschluss soll her. In irgendeiner Weise müssen jetzt also Spieler in den verwaisten Raum hineinstoßen.
Starten wir mit Barca: Die Flügelstürmer Barcas bleiben immer hoch und breit. Villa, der wohl echteste Stürmer Barcelonas schiebt meist in eine eingerückte Position zwichen Innenverteidiger und Außenverteidiger. Sanchez meist von weiter außen diagonale Sprints hinter die Kette. Beides hilft Punkt 2 oben zu optimieren; die Abwehrkette kann nicht so recht aufrücken und Messi nicht verfolgt werden. Ist die Abwehr unaufmerksam, können die Beiden aber auch durchbrechen und Torgefahr austrahlen. Sie geben in diesen Momenten also den Raumnutzer. Dies erfolgt aber in den wenigeren Momenten. Meist nutzt Messi seine geöffneten Räume selbst. Endweder dreht er sich selbst und dribbelt Richtung Tor oder er bewegt sich im Laufe des Angriffs ins Zentrum, von wo aus er abschließt. Spätestens anhand der unfassbar hohen Torquote des Superstars sieht man, dass hauptsächlich er die Räume nutzt.
Gleiches gilt für Ronaldo bei Real. Auch er hat eine super hohe Torquote, die mit seiner Stürmerrolle zu begründen ist. Vorallem im ist erlaubt nach Öffnen der Stürmerposition hineinzustoßen. Von halblinks startet er Dribblings, die er mit seinem genialen Distanzschuss abschließt. Wenn der Ball auf rechts zirkuliert, stößt er früher oder später mit Tempo ins Zentrum, um Lochpässe zu fordern oder bei einem Durchbruch rechts auf Flanken zu lauern.