Dienstag, 27. August 2013

Bayern - Nürnberg: Bayern mit fluiden Dreierketten im 3-4-3

Am Samstag feierte Mario Götze sein Debut für den FC Bayern München. Ein großer Schritt.
Einen weiteren großen Schritt machte Guardiola in seiner Entwicklung des Systems.



Bayerns fluide Spielweise gegen Nürnberg

Nominell war es wohl eine recht klassische Besetzung des bisher benutzten 4-3-3.
Auf dem Platz zeigte sich aber eine komplett andere Mannschaft, die extrem fluid und offensiv agierte.
Grundsätzlich bildeten Alaba, Dante und Boateng eine Dreierkette. So gab es diese im Aufbauspiele ab dem zweiten Drittel häufig zu sehen. Lahm aber war nicht etwa extrem hoch am Flügel zu finden, sondern spielte praktisch die halbrechte Achterposition, wie in einigen Spielen zuvor. Manchmal wich er defensiv auf den Flügel aus, aber ansonsten war er nicht als Außenverteidiger zu bezeichnen. Wie zuvor schon häufig kippte Bastian Schweinsteiger ab. Er spielte also als 'Libero' zwichen den Innenverteidiger (was man so aber nicht sagen sollte). Diese Bewegung Schweinsteigers triggerte die Alabas. Kippte Schweinsteiger also ab, bewegte Alaba sich vor, meist ebenfalls wie Lahm in den Halbraum. Von dort startete er, falls der Ball auf der linken Seite war, aber auch wieder Läufe auf die Außen, z.B. um Ribery zu befreien. Alabas inverse Läufe, also diese in die Mitte, funktionierten häufig aber nicht. Er stellte sich nicht immer gut an und verengte die Situationen. Im Laufe der ersten Halbzeit wählte er dann auch häufiger direkt den Weg an die Außenlinie. Sein halbrechtes Pendant Boateng ging meist nur mit Ball nach Außen bzw. die Linie entlang, und das auch nicht so weit.
So gab es also nach Sizuation endweder die Dreierkette Alaba/Dante/Boateng Dante/Schweinsteiger/Boateng und wenn selten Thiago hinter Alaba herauskippte auch Thiago/Dante/Boateng
Da die nominellen Außenverteidiger eingerückt agierten, mussten die Außen Ribery und Robben die Breite geben. Vorallem Robben klebte also praktisch an der Außenlinie, um möglichst die Abwehrkette auseinander zu ziehen. Götze agierte prinzipiell als Zehner, konzentrierte sich aber hauptsächlich auf die halbrechten Räume, während Thiago (etwas tiefer) die halblinken berarbeitete.

Peps Plan funktioniert noch nicht ganz
Trotz absoluter Dominant, über 80% Ballbesitz und über 90% Passgenauigkeit konnte der 1.FCN in der ersten Halbzeit gut dagegen halten. Sie standen extrem tief und verteidigten ihr Tor.
Hier war vorallem die fehlende Breite im Bayerner Spiel problematisch. So können einfach besetzte Flügel zwar für eine Überzahl in der Mitte sorgen, reagiert der Gegner aber gut darauf wird das Zentrum überfüllt. Wegen nicht vorhandener Außenverteidiger zogen sich die äußeren Mittelfeldspieler Nürnbergs sehr eng zusammen, konnten aber trotzdem immernoch Robben und Ribery doppeln, die ja meist keine Unterstützung durch Außenverteidiger erhielten und somit in deutlicher Unterzahl waren. Durch die extrem enge Kette konnte Bayern fast nie Lochpässe in den sowieso extrem engen Zwichenlinienraum spielen, der oft auch unterbesetzt war, weil die Spieler zu sehr zu zurückfallenden Bewegungen tendierten. Dazu stand die Abwehr zu nah am Strafraum als dass man Over-the-top-Bälle hätte spielen können. Insgesamt fand man also keine Lösungen das Bollwerk zu knacken.
Positiv war aber das extrem gute Gegenpressing, also das direkte Zurückgewinnen nach Ballverlust, schon in extrem hohen Positionen. Dazu trug eben die extrem enge Stellung bei, die den eigenen Ballbesitz noch etwas behinderte. Dadurch war man immer mit extrem vielen Spielern in Ballnähe oder indirekter Ballnähe und konnte schnell Bälle zurückgewinnen. Das war sicher von Guardiola bewusst eingegangen, nach dem Spiel betohnte er extra, wieviel weniger Konterangriffe der Gegner heute fuhr.

Erneut fallen die Tore über Plan b
 Da, wie oben beschrieben, Bayern nicht so recht zu Torchancen kam, stellte Guardiola in der Pause um. Von nun an spielte man wieder das recht klassische 4-3-3 mit Flügelfokus. Es ist so etwas wie die Schönfussball-Brechstange.
Alaba und Lahm agierten also wieder als echte Außenverteidiger, die zusammen mit dem ballnahem Achter die Flügelstürmer vor sich unterstützten. In diesem viel breiteren Konstrukt ließ man den Ball so lange zirkulieren, bis man auf Außen eine Überzahl erzeugen konnte und z.B. Robben oder Ribery ins Dribbling gehen konnten oder auch flankten. Mit den Flanken suchten sie den am Samstag wieder unfassbar präsenten Mandzuckic der viele Kopfbälle verwertete, bzw. nachdem der Ball im Sechszehner war, Chancen entstanden.

Gegen immer müder werdende Nürnberger konnte Bayern so also über ihre individuelle Klasse doch noch zweimal treffen und den Sieg klar machen. In der ersten Hälfte schraubte Guardiola aber weiter an seinem taktischen Konstrukt, das ich es schon vor der Saison als 3-4-3 vorraussagte, als Weiterführung des Experiment ohne Außenverteidiger der ersten Pokalrunde.

Donnerstag, 25. Juli 2013

Wie wird der FC Bayern München unter Pep spielen? - eine mutige Prognose

Zuletzt habe ich mich frei nach dem Vorbild Peps, einen Abend mit eben jenem beschäftigt. Ich kramte im Archiv nach seiner Zeit bei Barca schaute mir ein  paar schematische Aufstellung oder auch Spielszenen an. Erst da fiel mir auf bzw. wieder ein, dass man das 3-4-3 als Standartsystem zur Verfügung hatte.
Dann habe ich Pep geknackt - ich weiß was er tun wird.


Barcelona 2010-2011

Barcelona schematisch im 3-4-3
Vor der Dreierkette, die teils konservativ, teils auch mit Außenverteidigern besetzt war, spielte meist Busquets in seiner Paraderolle aber auch Keita besetzte diese Position im einfacheren Stil. Wichtig fürs System war, dass auf den Halbpositionen der Mittelfeldraute Spielgestalter ihren Platz fanden. So spielte meist Xavi oder Iniesta dort; überraschend auffällig oft bekam Thiago Alcantara den nebenliegenden Platz. Er hatte dann die Aufgabe, dem dominaten Spieler neben sich öfters Platz zu machen und Richtung Flügel auszuweichen, um diese auch mal im Halbfeld zu okkupieren. Thiagos Fähigkeiten sowohl als Spielgestalter ("8") oder als "7" zu agieren brachten die wichtige Balance zur assymetrischen Abwehr- und Sturmreihe. ("Thiago oder nix.)
Denn rechts spielte meist Danni Alves, der als eine Art Wing-Back allein die rechte Seite bearbeitetet, während links sich ein Stürmer (Villa, Pedro, Sanchez) mit dem Außenverteidiger-Innenverteidiger-Hybrid Abidal die Seite teilte. Diese beiden Außen blieben konsequent breit und klebten praktisch an der Außenlinie. Erst im letzten Drittel - unmittelbar vorm Torbaschluss - suchten sie Läufe in die Sturmmitte oder hinter die Abwehrkette.
Das Sturmduo wurde je nach Gegner variabel besetzt - natürlich fand Messi immer irgendwo einen Platz. Er spielte endweder als vorderster Spieler in einer recht hohen Rolle der false Nine und wurde mit Fabregas als tieferen Gegenpart komplettiert. Dieser sollte ihm mit gegengesetzten Läufen Räume öffnen. Gleiche Aufgabe hatte die Alternative mit einem recht echten Stürmer, wie Villa oder Sanchez, der dann vor Messi spielte.

zurück zum FCB..

Aber hey, Pep will doch im 4-1-4-1 spielen lassen?
 Für mich ist das ein reines Mediengerücht.
Das 4-1-4-1 der ersten  Testspiele

Laut DerBayernBlog schien der einzige Unterschied zum alten 4-2-3-1 ein erhöhter Abstand zwiehen den Sechsern, einer ging also in der Art eines Box-to-Box-Players nach vorne. So entsteht eine Art Raute in recht hoher Position, die aber so sehr die Positionen miteinander tauschte, dass man sie als eine Kette ansah. Außerdem sollen die Außenverteidiger mehr Außenstürmer  gewesen sein.
Insgesamt könnte man die Stelung mit 2-1-1-3-1 + breite Außenverteidiger beschreiben.
Und wenn Außenverteidiger hoch angekommen sind, der Sechser abgekippt ist, steht man in - na? - einem 3-4-3 mit exakt der selben Raumaufteilung wie oben beschrieben (nur offensiv natürlich).








Aber in den letzten Testspielen, beim Telecom-Cup oder dem Hoeneß-Cup, spielte der Rekordmeister ein klares und fast klassisches 4-3-3.
4-3-3 mit breiten Flügelstürmern
Die Außenstürmer waren grundsätzlich extrem breit, hatten aber perfektes Timing, in die Mitte zu kommen oder Läufe hinter die Abwehr zu starten. In diesen Momenten gaben die Außenverteidiger allein die Breite. Die Achter erzeugten zentrale Verbindungen und hilten den Ballfluss am Laufen. Insgesamt war es ein (noch) recht positionsgetreues etwas weitreichenderes Tiki-Taka und eirinnerte an ältere Barcelona-Teams, die noch stärker auf den Anfängen des holländischen Totalen Fußball aufbauten.

Ich denke, dass mit diesem Grundstein in die Saison gestartet wird. Im 4-3-3.
Von dort aus werden immer weitere Veränderungen, bzw Weiterentwicklungen am Team vollzogen werden.
So wird die Fluidität immer weiter ausgebaut, die Aufgabenfelder oder -bereiche werden immer weiterläufiger, bis sie ganz aufgelöst werden.

Der Schritt vom 4-3-3 zum 3-4-3

Ich glaube kaum, dass wir eine echte Umstellung erkennen werden. Es wird kaum ein Schritt, denn ein Kriecher.
Als Pep Guardiola die Dreierkette längst etabliert hatte, sprachen viele, wie zum Beispiel zonalmarking, immernoch von einem 4-3-3.
Der Grund war, dass man nominell mit der selben Besetzung wie früher spielte. Nur nach und nach, von Spiel zu Spiel, wurde Alves immer offensiver. Er coverte die komplette rechte Seite und schob so den rechten Außenstürmer, hier Sanchez, zentraler. Hintendran schob der halbrechte Innenverteidiger teils raus und ließ jene Hybrit-Dreierkette entstehen.
Barca im (4-3-3) 3-4-3 2011


Selbes erwarte ich bei Bayern. Mit Alaba hat man den perfekten Alleskönner. Er kam als gelernter Linksaußen zum FCB und wurde dann erst zum Linksverteidiger umfunktioniert. Immernoch spielt er in der österreichischen Nationalmannschaft Zehner oder Achter. Zuletzt spielte er in den letzten Minuten den Hoeneß-Cup ebenfalls Linksaußen. Mit Alaba hat Pep wohl den perfekten Spieler, den er wie Alves Spiel um Spiel immer höher schieben kann, gleichzeitig langsam restliche Automatismen anpasssen kann, bis man das 3-4-3 perfektioniert hat. In dieser Zeit wird dann zum Beispiel der nominelle Linksaußen, meist wohl Ribery, also immer zentraler und als eine Art Zehner eingesetzt. (Laut Medien fragte Pep Ribery im ersten Training, ob er zentral spielen könne!)



Wie wird das 3-4-3 aussehen? Personalfragen

Aus den letzten Interviews schließe ich, dass Martinez als Inneverteidiger eingeplant ist. Den Pivote-Job vor der Abwehr wird dann Schweinsteiger oder Thiago ausfüllen. Dante ist für den halblinken Part hinter dem höheren Alaba perfekt. Er ist extrem schnell und kann als Linskfuß gut in die offenen Räume gehen. Als Rechtsverteidiger könnte dann, falls er dafür eingeplant ist, Lahm in seiner absichernden Rolle spielen, allerdings käme auch Boateng in Frage. Er ist zwar gelernter Innenverteidiger, hat aber schon öfter den Rechtsverteidiger belegt und müsste in dieser Rolle auch nicht vor Offensivdrang sprudeln, sondern primär absichern. Dazu kommt noch der momentan in Tespielen meist eingesetzte Rafinha.
Für die Achterpositionen kommen wohl nur Kroos, Thiago und Lahm in Frage. Auch deshalb war der Thiago-Wechsel so wichtig.
Im Laufe der Saison könnte ich mir Linksaußen auch manchmal - oder in Schlussphasen - Shaquiri vorstellen. ("Vielleicht kann Xerdan Linksverteidiger spielen?" -Guardiola)
Den rechten Winger wird wohl Robben geben. Obwohl er vor der Saison von fast jedem als sicherer Abgang festgemacht wurde, sehe ich ihn auf dieser Position als perfekt an. Er ist es gewohnt breit an der Außenlinie zu bleiben und verspührt nicht diesen Drang wie Ribery oder Götze in die Mitte zu kommen. Gleichzeitig kann der Verteidiger ihn nie zu alleine lasse, da er mit Anlauf im Dribbling extrem gefährlich ist. Mit seiner starken Geschwindigkeit sind seine Läufe hinter die Abwehr sehr gefährlich. Eine Alternative zu ihm ist Müller, der aber wohl zentral besser aufgehoben sein wird. Dazu gleich.
prognostiziertes 3-4-3 mit verschiedenen Personalmöglichkeiten
Am interessantesten wird das zentrale Pärchen des Stürmers und Zehners. Ich glaube Anfangs wird noch der klassische Stürmer Mandzuckic (meist) spielen. Als Partner hinter sich brächte er dementsprechend einen wendigen Spieler, der viele Aufgaben im Zehnerraum übernimmt. Wie oben gesagt wird das wohl Ribery oder eben auch Götze. Mandzuckic wird dann die Innenverteidiger okkupieren, um den Zehner hinter sich freizuräumen. Außerdem kann er Ausweichbewegungen auf den Flügel zeigen, die dem Zehner Raum für Tiefensprints geben.
Im laufe der Saison wird der echte Stürmer dann aber wohl immer öfter durch die False Nine Götze ersetzt (den Guariola auch unbedingt haben wollte!). Der perfekte Partner für Götze wäre dann wohl Müller in seiner Rolle als Raumdeuter. Götze würde mit rückfallenden Bewegungen Räume suchen, während Müller vorwärtsgerichtet offene Räume andeutet. Hier hätte man also eine sehr ähnliche Aufgabenteilung wie beim Duo Messi-Fabregas. Problematisch könnte es nur werden, dass Götze nicht die ganz hohe individuelle Klasse Messis hat.



Natürlich ist es vermessen, den Bayerncouch durchschaut haben zu wollen. Aber all die Interviews, alle Wechsel, all die Testspiele scheinen mit Hinblick aufs 3-4-3 viel sinnvoller. Plötzlich ist das Mittelfeld gar nicht mehr so überfüllt, sondern alle Spieler sind wohl gewählt und passen genau ins Konzept.
Dieses 3-4-3 wäre nur zu interessant zu beobachten. Kann es zu noch höheren Ballbesitzzahlen verhelfen? Reicht die Dreierkette aus, die ganze Breite abzudecken? Werden nicht viele Bundesligateams über Flanken kommen und es zerreißen? Ist es das System der Zukunft?

Und zuguterletzt; wird Pep überhaupt so vorgehen, wie ich es beschrieben habe?

Mittwoch, 1. Mai 2013

Taktischer Exkurs: Warum Real Madrid und Barcelona gar nicht so unterschiedlich sind

Es sind beides spanische Topclubs. Es sind absolute Rivalen. Beide haben horrende Schulden: Real rund 320Mio, Barca 200Mio (laut ftbpro.com). Beide gelten als absolute Edelmodelle Europas. Beide spielen wunderschönen - und doch verschiedenen - Fussball.
Beide fliegen recht kläglich im Championsleague-Halbfinale gegen deutsche Teams raus.

Aber über soetwas schreibe ich für gewöhnlich dann doch nicht. Und die Überschrift hieße nicht "Taktischer Exkurs: (..)", wenn jetzt nicht etwas ganz schlaues käme.
Beide Teams, Real und Barca, spielen mit ähnlichen Stürmersystemen; sie lassen das Sturmzentrum verwaisen.






Ph, ja klar. Kennt jeder! Typische aus der False Nine generierte Formation Barcas. Was will ich euch erzählen?

Hier nochmal die selbe Stellung. Plus Pfeile und die Trikotfarbe habe ich geändert. Warum? Um, klar zu machen, wovon ich spreche. Real Madrid.

Real generiert eigentlich genau die gleichen Stellung wie Barca mit der False Nine, trotzdem würde niemand aus der 'gewöhnlichen' Medienlandschaft Benzema, der oben das Zentrum verwaisen lässt, als falsch bezeichnen.

Ablauf des Verwaisens und Nutzen des Raumes

1. Stürmer verlässt das Zentrum
Natürlich; der Stürmer, der nominell oder auch zu Beginn des Angriffs noch das Strumzentrum besetzte, weicht aus. Messi weicht in totaler False Nine Manier vertikal nach hinten (oft in den halbrechten Raum), Benzema eben auf die Flügel, primär auf den linken

2. Kombinationen und Vortlauf des Angriffs
In diesem neuen Raum übernehmen sie dann Aufgaben; Messi übernimmt spielgestalterische Aufgaben und bringt seine Dribblingstärke auch in der Tiefe ein. Benzema steht mehr oder weniger eben auf dem linken Flügel rum. Damit hält er das Spiel aber breit und löst so Ronaldo ab, der dann leicht eingerückt (im linken Halbraum!) seine Technichen Fähigkeiten ins Spiel einbauen kann.

3. Nutzen des Raumes
Der Entscheidende Moment des Angriffs folgt nun. Der Angriff soll zu Ende gebracht werden, ein Abschluss soll her. In irgendeiner Weise müssen jetzt also Spieler in den verwaisten Raum hineinstoßen.
Starten wir mit Barca: Die Flügelstürmer Barcas bleiben immer hoch und breit. Villa, der wohl echteste Stürmer Barcelonas schiebt meist in eine eingerückte Position zwichen Innenverteidiger und Außenverteidiger. Sanchez meist von weiter außen diagonale Sprints hinter die Kette. Beides hilft Punkt 2 oben zu optimieren; die Abwehrkette kann nicht so recht aufrücken und Messi nicht verfolgt werden. Ist die Abwehr unaufmerksam, können die Beiden aber auch durchbrechen und Torgefahr austrahlen. Sie geben in diesen Momenten also den Raumnutzer. Dies erfolgt aber in den wenigeren Momenten. Meist nutzt Messi seine geöffneten Räume selbst. Endweder dreht er sich selbst und dribbelt Richtung Tor oder er bewegt sich im Laufe des Angriffs ins Zentrum, von wo aus er abschließt. Spätestens anhand der unfassbar hohen Torquote des Superstars sieht man, dass hauptsächlich er die Räume nutzt.
Gleiches gilt für Ronaldo bei Real. Auch er hat eine super hohe Torquote, die mit seiner Stürmerrolle zu begründen ist. Vorallem im ist erlaubt nach Öffnen der Stürmerposition hineinzustoßen. Von halblinks startet er Dribblings, die er mit seinem genialen Distanzschuss abschließt. Wenn der Ball auf rechts zirkuliert, stößt er früher oder später mit Tempo ins Zentrum, um Lochpässe zu fordern oder bei einem Durchbruch rechts auf Flanken zu lauern.

Sonntag, 21. April 2013

Wie presst Bayern den FC Barcelona?

Im Championsleague-Halbfinale trifft der große FC Barcelona gegen den gewachsenen deutschen Rekordmeister.

Barcelona wird mit ihrer Spielphilosophie wohl die makrotaktische Prämisse geben. Sie werden auf ein Ballbesitzplus bauen, von dem aus sie ihren fluiden Ballbesitzfussball aufziehen.
Aber auch Bayern hat in jüngster Vergangenheit letzte Schtitte zum absolut dominanten Team gemacht; besonders das Pressing und das Gegenpressing wurden verbessert. Sie werden sich also kaum mit 20 oder 30% des Balles abgeben, wie manch ein anderer Gegner.
Wie also kann Bayern den FC Barcelona pressen?

Barcelona
Hier schematisch, wie Barca für gewöhnlich aufbaut: Alba pendelt links zwichen Aussenverteidiger und als absichernder halb-linker Part einer Dreierkette mit den Innenverteidigern. Sein Pendant Alves steht viel höher und gibt rechts die Breite, während Villa ins Sturmzentrum gestoßen ist, um den zurückfallenden Messi frei zu blocken. So hat man Xavi, Busquets, Iniesta und Messi im Zentrum, die den Ball zirkulieren lassen können.
Dies gilt es für Bayern zu verhindern.
schematische Darstellung Barcas Spielaufbaus



Bayerns mögliche Reaktionen

Warum das 4-4-2 keinen Sinn macht
Ein (durchgehend) klares 4-4-2 schließe ich von vorne rein aus. Die individuell starken Innenverteidiger (Pique!) würden es wohl umspielen, von wo aus man zu viele Spieler vorm Ball hat, was dazu führt, dass die variable Raute aus Weltklassespielern in der Mitte in doppelter Überzahl zur Doppelsechs steht.

Das 4-4-1-1 - Müller auf der 10?
offene Halbräume für Barca gegen das 4-4-1-1
Mit der Verletzung Toni Kroos hat man vielleicht den entscheidenden Mann fürs Saisonfinale verloren. Er bringt im Pressing enorme defensive Stabilität und ist von Müller eigentlich nie voll zu ersetzen. Außerdem tendiert die Formation mit Müller fast automatisch zum 4-4-2, was oben aufgeführte Probleme verursachen kann.
Möglich wäre ein 4-4-1-1, mit dem man auch gegen Juve presste. Fraglich ist aber, ob Müller rein individuell diese Position ausfülle könnte. Er hat nicht ganz die defensive Intelligenz und Bissigkeit, um dem Tiki-Taka gegen zu halten.
Das Pressing sähe dann ungefähr so aus:



Busquets würde von der 10 in eine Art Manndeckung genommen. Dies wand Mourinho schon in vielen Classicos an; Busquets ist die zentrale Schaltstelle der Ballzirkulation. Hier wäre die Stellung aber auch viel zu flach; die offensive Halbräume sind komplett unbesetzt und könnten durch die vier Zentrumsspieler Barcas gut genutzt werden.

4-3-3 (4-5-1) mit Schweinsteiger - Martinez - Gustavo
Stattdessen könnte Schweinsteiger Müller auf der 10 ersetzen (und diesen nach rechts schieben?). Das ergäbe eine stärkere Tendenz zum 4-3-3. Diese Aufstellung wurde schon etliche Male in der Schlussphase verwendet, ist also vielleicht sogar eingespielt und würde von den Fans nicht als "verhasste Umstellung" abgestempelt.
Das 4-5-1 gilt als "Optimalformation" gegen Barca, da man den Bewegungsvorteil umdrehen kann. Mit ihm konnte zB auch Milan ihr Hinspiel deutlich 3:0 gewinnen.
Gustavo als halbrechter Sechser könnte außerdem ein großartiger individueller Kniff sein. In der letzten Saison attakierte er oft Gegenspieler im Rücken Schweinsteigers, im halblinken Raum, mit Dynamik und seinem starken linken Fuß. Ich kann mir gut Vorstellen, dass er eine gute Waffe im Rückwärtspressen Messis darstellen könnte.

Das 4-3-3 Pressing im Speziellen
Meine Wahl fällt also auf 4-3-3 als Variation des 4-2-3-1 mit Schweisteiger als höchstem Sechser.
Die Sonderbewachung Busquets sollte mehr oder weniger beibehalten bleiben; anfangs orientiert sich der Stürmer, also Gomez oder Pizarro, an ihm und  stellt ihn in seinen Deckungsschatten. Die Aussenstürmer stehen leicht eingerückt, besonders um in den Halbräumen in Zweikämpfe zu kommen. In diese rücken außerdem die Sechser auf, Schweinsteiger aus einer mittig schon höheren Position, Martinez vertikal in den halblinken, während Gustavo tendenziell eher absichernd agiert.

 
das 4-3-3 mit Gustavo-Martinez-Schweinsteiger


Nicht von Alba locken lassen!
Jordi Alba könnte eine entscheidende Rolle im Umspielen des bayrischen Pressings inne haben. Wie schon erwähnt pendelt er halblinks diagonal zwichen Dreierkette und Viererkette. Würde der Rechtsaußen (Müller oder Robben) ihn beim Zurückpendeln verfolgen, presste man vorne zu zweit gegen eine Dreierkette. Das gilt als perfekte Stellung für die aufbauende Mannschaft. In diesen Situationen sollte der bayrische Rechtsaußen sich also eingerückt in die Mitte begeben, um die Kompaktheit zu bewahren. Stößt Alba allerdings nach vorne, muss er ihn mehr oder weniger mannorientiert verfolgen.
Wenn also an vorderster Front durchgehend nur ein Stürmer presst und die Außenstürmer eingerückt bleiben, wird Alba als tieferer der beiden Außenverteidiger als breite Anspielstation genutzt werden, um die Bayern nach außen zu strecken. Auch hier sollte man dem Ruf nicht zu hastig folgen, sondern nur in besonderen Situationen kompakt rüberschieben.

Alves frühzeitig übergeben!
Ribery wird wohl links spielen müssen. Warum müssen? Weil es seine angestammte Position ist, im Kontext des Spiels aber suboptimal.
Ribery ist wohl der wichtigste Kopf der Kreativabteilung des FCB. Als schematischer Gegenspieler Alves käme ihm aber dessen Deckung auf die Karte. Das bedeutetet ermüdende Wege nach hinten und ein recht großer Abstand zum Tor im Umschaltmoment und dem Ball.
Außerdem wäre man, würde man Alves komplett mannorientiert verfolgen, in letzter Kette in einem 5 gegen 3 (Viererkette+Linksaußen gegen Alves-Villa-Pedro), was Unterzahlen auf dem restlichen Platz bedeutet.
Je nachdem wie hoch das Ganze abläuft und wie gestreckt die Kette danach ist, ist es recht riskant - aber hey?



Relativierung und Tipp
Das wäre also mein Tipp an Herrn Heynckes, wie man Barcelona pressen könnte (ja, einer der 10 Klicks ist von Jupp!).
In seiner Aufstellung muss er aber noch viele andere Variablen berücksichtigen; das Offensivspiel wurde hier ja noch garnicht betrachtet. So wird es sehr wichtig für Bayern sein, die eigenen Ballbesitztphasen lang zu gestalten und von dort aus hochwertige Chancen zu produzieren. Wenn sie viele Bälle haben, wird die bayrische Offensive garantiert gegen Barcas schwächelnde Abwehr Stiche machen!
Ich ganz persönlich glaube, dass Barca in der diesjährigen Saison etwas am Abstieg ist, während Bayern wohl im Hoch des Jahrzenhnts steht. Musste ich wetten, setzte ich auf den FCB. Ähm.. Bayern ;)

Donnerstag, 18. April 2013

Willkommen!

Ich habe gerade aus der Spontanität heraus einen schon länger geplanten Blog eröffnet.

Dabei bin ich - leider - dem Trend nachgegangen, ihn nach einem Fachausdruck aus der theoretischen Fussballtaktik zu benennen. Trotzdem zeigt das ganz gut, wohin es hier gehen soll.
Allgemein will ich meine Gedanken los werden und einem Puplikum bereitstellen. Genau diese Gedanken wandeln meist um eben jenes Thema: der Fussball mit seiner Taktik.
Bisher tat ich das auf meinem Twitteraccount, solangsam reichen mit die 140 Zeichen aber nicht mehr aus.

Viel Spaß!